Seit meinem 15. Geburtstag hatte ich mit meinen Eltern über
einen Auslandsaufenthalt diskutiert, allerdings nie an ein so weit entferntes
Ziel wie Neuseeland gedacht. Also schlugen mir meine Eltern vor, mich mit auf
die Regensburger Jugendbildungsmesse zu nehmen, damit ich mich über mein
Wunschreiseziel, damals noch Irland, informieren könnte.
Allerdings wurde ich dann, als ich auf Terre des Langues
traf, relativ schnell umgestimmt und von Neuseeland überzeugt und hatte mich
auch dafür begeistern lassen.
Nachdem ich mich aus einer großen Auswahl an Schulen heraus
für die Onehunga High School entschieden hatte, bekam ich die E-Mailadresse
meiner Gastfamilie, mit denen ich schon Wochen vor meiner Anreise immer wieder
schrieb.
Am 27. Januar 2018 ging für mich die Reise zusammen mit zwei
anderen Mädchen los. Das, worauf ich mich fast noch am meisten freute, waren
die sommerlichen Temperaturen, die mich in Neuseeland erwarten würden. Am
Flughafen Auckland holte mich eine Betreuerin, die sich um die internationalen
Schüler der High School kümmert, ab und brachte mich zu meiner Gastfamilie, die
nicht weit vom Flughafen weg wohnen.
Zusammen mit mir wohnte noch eine Japanerin in meinem Alter
bei der Familie, mit der ich mich auf Anhieb verstand. Zum Zeitpunkt meiner
Ankunft war auch noch kurzfristig Verwandtschaft der Familie zu Gast, aber ich
genoss das volle Haus.
Da ich keinen Jet Lag oder Ähnliches hatte, freute ich mich
darüber, dass meine Gastfamilie, die mich von Anfang an offen und herzlich
behandelt hatten und es mir ermöglichten, mich sehr gut einzuleben, die ersten
Tage meines Aufenthalts nutzten, etwas mit mir zu unternehmen.
Drei Tage später durfte ich mich auf
den ersten Schultag freuen. Meine Nervosität und Orientierungslosigkeit
verlor ich schneller als erwartet, denn die Leute waren total offen und
hilfsbereit. Deshalb fiel es mir auch nicht schwer, Freundschaften zu
schließen, was unter anderem ein Grund war, warum ich mich an der Schule so
wohl fühlte.
Was mir auch gefiel, war die Auswahl
an Fächern. Da ich die Möglichkeit hatte, alle meine Kurse selbst zu wählen,
kam ich neben Fächern wie Geschichte oder Tanz unter anderem in einen Maori
Performing Arts-Kurs, welcher mir unglaublich Spaß machte, aber mir auch viel
über die Kultur beibrachte.
Ich hatte zwar nicht damit
gerechnet, aber ich fand es weder anstrengend noch störend, jeden Tag bis
15:30 Uhr in der Schule zu sein. Anfangs hatte ich noch Probleme, alles zu
verstehen, wollte aber auch nicht, dass die Leute, mit denen ich redete, den
selben Satz dreimal sagen mussten, allerdings legten sich meine
Verständnisschwierigkeiten mit der Zeit.
Die Schule hatte, abgesehen von den
regulären Fächern, auch ein großes Angebot an Sport, also versuchte ich mich
an Volleyball und später Softball, was mich anfangs zwar ein bisschen
überforderte, aber trotzdem Spaß machte.
An den Wochenenden traf ich mich oft
mit meinen Freunden, vor allem mit den anderen internationalen Schülern, die
den selben Unternehmungsdrang wie ich hatten, und ich lernte Gastschüler aus
allen Teilen der Welt kennen.
Eines der ersten Highlights war für
mich, als ein Mädchen aus Argentinien, die ich in der ersten Schulwoche kennen
gelernt hatte, mich und zwei andere Schüler ein Wochenende lang mit nach
Ruakaka, eine kleine Stadt, in der ihre Gastfamilie ein Haus hatte, mitnahm. Wir
gingen im Meer schwimmen und versuchten auch zu surfen, was erst schwieriger
war als gedacht.
Ich sah viele tolle Orte, wie unter
anderem den Sky Tower oder die Oakley Creek Wasserfälle in Waterview, zu denen
ich und eine Gastschülerin aus den USA spontan gefahren waren. Dort machte ich
die tolle Erfahrung, von einem Wasserfall zu springen, obwohl ich vorher immer
Fallangst gehabt hatte.
Durch meine Klassenlehrerin hatte
ich eine deutsche Familie aus Schwaben kennen gelernt, die mir sofort
sympathisch war und mich zwei Wochen später auch auf einen Barbecue einlud.
Übrigens waren sie welche der wenigen Deutschen, die ich in Neuseeland kennen
gelernt habe.
Die zwei Monate vergingen viel zu
schnell für mich, und an meinem letzten Wochenende fuhr ich mit einer Freundin
und mit meinem Gastvater nach Waiheke Island, was auch eins meiner
persönlichen Highlights war, da ich sofort begeistert von der Insel war.
Wir fuhren mit dem Bus quer über die
Insel von einem Dorf zum anderen und besuchten Shops, Cafes, Aussichtspunkte
und Strände. Obwohl es nicht mehr so warm wie am Anfang und ziemlich windig
war, gingen wir schwimmen, aber hielten es dann doch nicht so lange aus, weil
uns schnell kalt wurde. Daran, dass das Wetter manchmal mindestens dreimal
täglich umschlug, oder an die oft innerhalb von einer Minute eintretenden
Regengüsse hatte ich mich aber von Anfang an ziemlich schnell gewöhnt.
Von dem Restaurant aus, wo wir unser
Abendessen geholt hatten, wanderten wir dann zur Fähre, mit der wir wieder
zurück nach Auckland fuhren.
Am Donnerstag vor meinem Abreisetag
kamen meine Freunde am Abend vorbei, und der 23. März war mein letzter Tag in Auckland.
Weil mein Flug erst abends ging, fuhr ich am Vormittag noch zur Schule. Meine
Klassenleiterin und mein Maori-Kurs hatten uns Pizza bestellt und meine Freunde
überraschten mich mit Geschenken, was den Abschied fast noch trauriger machte,
aber ich freute mich unbeschreiblich darüber.
Nachdem ich mich nach der Schule von
allen verabschiedet, fertig gepackt und mein Zimmer ausgeräumt hatte, brachte
mich meine Gastfamilie zum Flughafen.
Es ist mir unglaublich
schwergefallen, mich zu verabschieden. Ich denke gerne und oft an die Zeit
zurück und an die Menschen, die mir sehr fehlen, aber alles in Allem kann ich
sagen, dass mein Aufenthalt in Neuseeland das Beste war, was ich bisher erleben
durfte.